3 Jahre lang hat mich mein Nokia N95 begleitet. WLAN, Browser, 8 GB Speicher, teilweise schon sowas wie Apps, ein IMAP-Client, UMTS, GPS-Empfänger mit dazugehöriger Navi-Software und eine echt gute Kamera waren schon integriert. Das war im Jahr 2008.
Inzwischen tobt der Smartphone-Krieg. Nokia hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, Apples iPhone ist trendy, Google schickt das Betriebssystem Android ins Rennen. Tasten gibt es schon lange nicht mehr, es wird über das Display gewischt was das Zeug hält. Beim Essen das Handy bedienen? Gibt Fettflecken. Unter dem Tisch mal unauffällig eine SMS absetzen? Dank Touchscreen unmöglich. Mein N95 war mir damals schon zu klobig, doch kein Vergleich dazu sind die neuen Smartphones: viel fehlt nicht mehr und man kann sie als digitale Bilderrahmen verwenden.
Es gibt zwei Möglichkeiten: die Neugier siegen lassen und sich einfach selbst davon überzeugen oder sich aber auf’s digitale Abstellgleis stellen. Ich habe mich für ersteres entschieden. Gehe mit der Zeit oder du gehst mit der Zeit… Aber eins vorab: ich präsentiere hier keine technischen Daten zum HTC Desire HD, sondern Erfahrungen und Emotionen.
Feindliche Übernahme
Da ich seit jeher nur Nokia-Handys besaß und man die Daten bequem vom Handy zum PC und zurück auf das neue Telefon synchronisieren konnte, stellte sich nun die Frage, wie ich meine Termine, Nachrichten und Kontakte auf das neue HTC Desire HD bekomme. Einfach mal anschalten, irgendwas wird dir schon einfallen. Denkste, HTC hat sich was einfallen lassen. Der dritte Menüpunkt der Einrichtung hieß „Daten über Bluetooth übertragen“. Hier gibt man den Typ seines alten Phones an, aktiviert Bluetooth und alle Daten werden auf das Desire HD übertragen. Einfach genial.
Display
Das Display des HTC Desire HD glänzt. Brillante Farben und eine angenehme Auflösung sorgen dafür, dass man nur noch Augen für sein neues Telefon hat. Der Touchscreen reagiert empfindlich auf Eingaben – manchmal ein bisschen zu empfindlich für meinen Geschmack. Fat Fingers darf man nicht haben…
Akkulaufzeit
Schon beim N95 musste man so gut wie alles abschalten, um eine erträgliche Akkulaufzeit zu erreichen. Damals hatte ich noch keinen Datenvertrag, drum hatte ich das 3G-Modul komplett abgeschaltet gehabt. Das macht aber beim Desire wenig sind. Ist man nicht zu Hause, sollte man zumindest WLAN abschalten. Das geht mit zügig mit einer Geste und einem Druck. Bei normalen Gebrauch allerdings werde ich nicht drum herum kommen, das Desire spätestens alle 48 Stunden zu laden. Nicht sehr schön, bis zu 6 Tagen war ich früher gewohnt. Die offiziellen Angaben von HTC (zwischen 420 und 490 Stunden) sind utopisch. Wenigstens geben sie im Kleingedruckten zu, dass die Laufzeit von Bewegung (Stichwort Umbuchung in neue Zellen, GPS), Nutzung, Anzahl der laufenden Apps, 3G-Nutzung und und und abhängig ist.
Nach ca. 1,5 Monaten scheint der Akku aber gut trainiert zu sein, vom Gefühl her hält er jetz länger durch.
Anhänge herunterladen
Probleme hatte ich auf jeden Fall, als ich ein Anhang speichern wollte. Weder die GoogleMail-App, noch der mitgelieferte Mail-Client waren in der Lage, die gewünschte Datei herunterzuladen. Echt seltsam…
Prozess-Manager
Sehr zu empfehlen ist auf jeden Fall ein Prozess-Manager. Denn im Hintergrund laufende Prozesse verbrauchen nicht nur unnötig Speicher, sie nutzen teilweise auch die CPU und damit auch den Akku. Da die eh schon nicht berauschend ist (siehe oben), ist es auf jedenfall ratsam, regelmäßig alle Dienste zu beenden.
Kamera
Zwar stellt sich immer wieder die Frage, wozu man im Telefon eine Kamera braucht, aber ich muss sagen: die Desire HD-Kamera macht Spaß. Verschiedene Modi (Graustufen, Safir, Old style, mit Rahmen, Randunschärfe) lassen gute Amateuer-Fotos schießen. Das Zoomen mit dem Touchscreen ist gewöhnungsbedürftig, da das nicht exakt funktioniert. Aber hey, es ist ein Telefon. Und als Partyknipse gut geeignet, eher schon überqualifiziert. Nur ein wenig „kalt“ erscheinen die Bilder, bei geringem Licht nimmt auch das Rauschen zu.
Spaßfaktor
Zwar macht Google ganz klare Vorschriften, wie ein Android-Telefon ausgestattet sein muss, um Android-tauglich zu sein, doch darf man beides nicht vermischen. Das Telefon bietet eine sehr gute technische Grundlage, um Android perfekt zu präsentieren. Ich brauche kein iPhone, ich habe ein Android. Die Fülle an Apps, die wirklich sinnvoll sind, sind noch mal ein ganz anderes Thema.