Der Computer wird mehr und mehr zu einer essenziellen Grundlage unseres täglichen Lebens. E-Mails lesen und schreiben, im Internet surfen, (Urlaubs-)Bilder bearbeiten und ausdrucken, mit Freunden chatten, Texte schreiben und speichern, Haushaltskasse überwachen, Steuererklärung machen, Weihnachtsgeschenke ersteigern, Bücher und DVDs bestellen, MP3-Sammlung anhören und verwalten, Videos bearbeiten und brennen.
Fast jeder bringt PCs und Computer zwangsläufig mit einem einzigen Betriebsystem in Verbindung: Microsoft Windows. Die neuste "Schöpfung" lautet Vista, seine Vorgänger hießen XP, ME, 98 und 95.
Für viele Menschen stellt das eine unauflösbare Einheit dar, Computer = Windows, Windows = Computer. Doch das muss nicht sein.
Lange Zeit galt Linux, ein unter Open Source gestelltes und damit kostenloses Betriebsystem, zu Recht als ein Betriebsystem für Experten. Auch mit Computercracks, Freaks und Hacker wurde es in Verbindung gebracht. Das mag sein, man brauchte jedenfalls einen langen Atem, viel Wissen und einen gewissen Fetisch für IT-Fummeleien, um endlich das System nach seinem Vorstellungen umgebastelt zu haben.
Angefangen habe ich persönlich mit SuSE 9.3 . Nur ganz kurz: es war alles andere als einfach, aber um Linux zu verstehen war es super. Komplett anderes Dateiverständnis, unterschiedliche Ordnerstrukturen, viele Befehle auf der Kommandozeile, Hardwareunterstützung war lausig, die mitgelieferte Software war gewöhnungsbedürftig, die grafische Oberfläche nicht mit Windows zu vergleichen. Ein wenig verlor ich die Lust, OpenSuSE 10.1 sollte das retten – doch meine WLAN-Karte funktionierte immer noch nicht… doch dann erfuhr ich von Ubuntu.
Begrifflichkeiten
Der Begriff "Ubuntu" kommt aus einer Sprache zweier afrikanischer Völker und bedeutet "Menschlichkeit" und "Gemeinsinn".
Maßgeschneidert
Ubuntu kommt in verschiedenen Versionen daher. Ubuntu an sich wird mit dem GNOME Desktop ausgeliefert, Kubuntu dagegen hat als Standarddesktop KDE . Xubuntu kommt mit einer arbeitsspeicherfreundlichen Umgebung namens XFCE und Edubuntu ist speziell auf die Zielgruppe Schule und Kindergarten abgestimmt.
Ubuntu Studio hat alles an Bord, was für professionelle Multimediabearbeitung benötigt wird.
Persönlich sehr interessant finde ich die Ubuntu Server-Variante. Sie kommt ohne Desktop-Manager daher, bietet aber alle nötigen Pakete und Dienste für einen Server . Persönlich hatte ich beruflich mit dieser Edition zu tun und nutzte ihn als VMware-Server.
Die Desktops GNOME und KDE unterscheiden sich im "Look and Feel" und in der mitgelieferten Software. So benutzt KDE normalerweise den Konquerer als Browser, GNOME benutzt den Firefox. Grundsätzlich kann man alles nachinstallieren.
Da ich mit SuSE angefangen habe, war meine erste Wahl auch der KDE, doch bin ich inzwischen zum GNOME umgesattelt.
Alltagstauglich
Die Eingangs erwähnten Aufgaben sind Kriterien, die ein Betriebsystem heutzutage mitbringen muss.
Aufgabe | Programm |
E-Mails lesen und schreiben | Evolution und Thunderbird |
Im Internet surfen | Konquerer und Firefox |
Bilder bearbeiten | Gimp |
Bilder verwalten | F-Spot |
Chatten (MSN, AIM, etc.) | Pidgin |
Texte schreiben | OpenOffice Writer |
Tabellenkalkulation | OpenOffice Calc |
MP3s hören und verwalten | Rythmbox |
Videos ansehen | Totem |
Programme wie Thunderbird, Firefox, Gimp und OpenOffice sind schon seit einiger Zeit alte Bekannte aus der Windows-Szene. Sie unterscheiden sich kaum. Die Frage nach Huhn oder Ei stellt sich hierbei nicht, ganz wertungsfrei: Sie kommen aus der Linux-Welt.
Mit Sicherheit
Von Windows XP und Vista ist man es ja gewöhnt: Updates trudeln regelmäßig ein. Dies bleibt auch bei Ubuntu nicht aus. Geht man aber davon aus, dass Ubuntu gar nichts kostet und Updates dem Zwecke der Sicherheit, der Verbesserung und der Stabilität dienen, so installiert man sie gern.
Da die meisten Viren speziell auf Windows ausgerichtet sind, ist die Gefahr (noch) recht gering. Doch sollte der Anteil an Linux-Benutzer steigen, so wird auch das Risiko höher.
Da Linux/Unix aber ein konsequentes Rechtesystem hat, von dem man bei Windows nur träumen kann, und der Hauptbenutzer bei Ubuntu nur mit eingeschränkten Rechten unterwegs ist, braucht man nur bei der Passworteingabe vorsichtig sein.
Das Auge spielt mit
Es soll Windows-Nutzer geben, die nicht genug von der Aero-Oberfläche bekommen. Ich muss ja zugeben, es sieht nett aus. Wer nun glaubt, dass Ubuntu diesen Punkt an Microsoft verliert, der irrt. Reicht die Hardwareunterstützung aus und sind die richtigen Treiber installiert, so bringt auch Ubuntu Fenstertransparenz mit und setzt noch einen drauf: Der Desktopwürfel. Wird der Desktop zu voll, hat man die Möglichkeit zum nächsten zu schalten und dort weitere Programme laufen zu lassen und Dateien zu platzieren. Die Umschaltung zwischen zwei Desktops kann sich sehen lassen:
Mutiger Affe
Die aktuelle Version heißt "Ubuntu 7.10 (Gutsy Gibbon)". Die 7 steht für das Erscheinungsjahr 2007, die 10 für den Erscheinungsmonat. Die Ubuntu-Macher Canonical geben jeder Version einen Spitznamen. Bisherige (noch unterstützte) Versionen sind:
- 6.06 LTS Dapper Drake
- 6.10 Edgy Eft
- 7.04 Feisty Fawn
Erfahrungen
Edgy Eft war meine erste Erfahrung mit (K)Ubuntu. Die WLAN-Treiber waren zwar ein Krampf, doch überzeugte mich das Konzept. Die Installation von Feisty Fawn war dann nötig, weil erst ab dieser Installation ein kompletter Versionssprung möglich war, zuvor musste man für jede Version das System neuinstallieren, was nicht sehr anwenderfreundlich ist. Nun unterzieht man dem PC eine zweistündige Prozedur, die nahezu eigenständig abläuft, und das Upgrade ist geglückt. Seit Feisty Fawn ist auch der WLAN-Treiber mit vollständiger WPA-Unterstützung kein Problem mehr.
USB-Sticks werden blitzschnell erkannt und eingebunden. Selbst die Windows-Partition (mit NTFS formatiert) kann gelesen und beschrieben werden.
Wine – Windows-Programme unter Linux nutzen
Wann immer ich kann, nutze ich die Ubuntu-Installation – Windows nutze ich nur noch, falls ich Programme basierend auf Windows nutzen muss. Und das ist der einzige Nachteil: für Gamer ist Ubuntu kein Vorteil, zu viele Spiele sind nur in der Windows-Version verfügbar. Doch die Community hat reagiert und stellt mit "wine" eine Anwendung zur Verfügung, die es erlaubt, eine Windows-Laufzeitumgebung in Linux zu integrieren. Ich habe wine installiert, um PokerStars zu nutzen. Selbst CounterStrike:Source soll funktionieren.
VMware – Virtuelle Umgebung
Eine andere Variante wäre die Installation von VMware. Die Macher von Ubuntu und VMware arbeiten eng zusammen und geben gemeinsame Pakete heraus. Dank VMware ist es möglich, einen virtuellen Windows-PC unter Linux laufen zu lassen. Den müsste man nur starten, wenn man hartnäckige Windows-Programme starten möchte. Aber auch zum Ausprobieren von anderen Betriebsystemen kann VMware genutzt werden, man kann schließlig nichts falsch machen.
Hilfesuchend
Ubuntu ist frei und ebenso kostenlos ist auch die Hilfe. Das Internet bietet eine Unmenge an Informationen. Wie bei allen Communities gilt auch hier:
- Internetweite Suchmaschinen nutzen (z.B. google.de )
- Communityinterne Suchfunktion (SuFu) nutzen
- nachdenken 🙂
- Fragen im Forum stellen
Erste Anlaufstellen für Ubuntu-Benutzer, und welche die es werden wollen: